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Bewältigung von Übergriffen und Traumatischem Stress in Justizvollzugsanstalten (BÜTS)
Ziele der Ausbildung zum ASP

Ein ausgebildeter Ansprechpartner soll in der Lage sein, schwer belastete oder 
traumatisierte Kollegen zu erkennen, ihnen erste Hilfestellungen anzubieten, 
eine Reihe von Beratungsgesprächen durchzuführen und ihnen evtl. weitere 
Betreuung oder Behandlung zu vermitteln.

Dazu muss der ASP für das Thema zunächst selber sensibilisiert werden. Er muss 
ein fundiertes Wissen haben über die Wirkweise von Stress und Stressreaktionen 
sowie über Folgeerscheinungen von Extremstresserfahrungen. Er muss Symptome und 
Signale eines traumatisierten Kollegen erkennen können und über ein 
"Erste-Hilfe-Inventar" für Frühinterventionen bei traumatischem Stress verfügen. 
Er soll über geeignete Strategien verfügen, auf belastete Kollegen zuzugehen. Er 
soll ihnen Angebote unterbreiten und Möglichkeiten zur Stressverarbeitung 
aufzeigen, ohne aufdringlich zu werden.

In den Beratungsgesprächen (in der Regel 2-3, in Ausnahmefällen bis zu 5 
Gespräche) soll er den belasteten Kollegen bei der Bearbeitung seiner 
traumatischen Stresserfahrung begleiten und ihn ermutigen, sich in 
selbstexplorativer und konfrontativer Weise der Auseinandersetzung mit der 
traumatischen Erfahrung zu stellen. Er soll seinem Kollegen in nondirektiver 
Weise helfen, passende Lösungen seiner Probleme zu finden, und ihm nicht seine 
eigene Sichtweise bei der Problemlösung aufdrängen.

Der Ansprechpartner soll keine Therapie machen, sondern im Vorfeld der 
therapeutischen Interventionen beratend tätig sein. Er soll seine eigenen 
Grenzen erkennen können, d. h. eine evtl. tiefergehende psychische Störung bei 
seinem Kollegen einschätzen können und ihn dann zu entsprechenden Fachleuten 
weitervermitteln.

Für die Ausbildung stehen 3 mal 2 Tage Seminar zur Verfügung. In diesen werden 
die Grundkenntnisse der Stressverarbeitung nach der Theorie Posttraumatischer 
Störungen siowie der Gesprächsführung erlernt. In anschließenden Seminaren 
werden jeweils Vertiefungen der einzelnen Themen vermittelt, Gesprächsführung 
geübt und die in der Zwischenzeit aufgetauchten Probleme in der Tätigkeit als 
Ansprechpartner supervidiert.

Zielbeschreibung der ASP-Tätigkeit

Im direkten Kontakt zwischen ASP und Justizvollzugsbediensteten soll durch die 
Möglichkeit der Klärungsgespräche mit dem ASP verhindert werden, 

- dass das Erlebte bei den Bediensteten nach traumatischen Stresserfahrungen unbearbeitet 
bleibt,
- dass sie sich mit der Arbeit überfordert und alleingelassen fühlen, 
- dass sich Vermeidungsverhalten, Medikamenten- und Alkoholabusus und Krankschreibungen 
als dysfunktionale Bewältigungsstrategien verfestigen.

Als zweiter Schritt werden in den Justizvollzugsschulen die Inhalte der 
BÜTS-Schulungen in die Ausbildung der neuen Bediensteten mit integriert. Dafür 
werden Dozenten ausgebildet (Psychologen, Sozialarbeiter), die anschließend 
selbstständig in der Ausbildung tätig werden.

Für die Bewältigung größerer Ereignisse in den Justizvollzugsanstalten der 
beiden genannten Länder wird im Vorfeld der ASP-Betreuung die so genannte 
"Trauma-Bewältigung-Im-Gruppen-Gespräch" (TRIGG) angeboten. Dieses auf dem CISD 
von Mitchell (1993) basierende und für den Justizvollzugsdienst modifizierte 
TRIGG wird von dazu besonders geschulten Diplom-Psychologen bzw. Sozialarbeitern 
und dem Autor selbst durchgeführt. Finanziert werden die Projekte jeweils von 
den Abteilungen für Aus- und Fortbildung der jeweiligen Justizministerien.

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